1552 – 1599 England
In Übersetzungen von
Glücklich ihr Blätter, wenn
die Lilienhand
Der Hohen, die beherrscht mein
ganzes Sein,
Euch hält und schließt euch
wie Gefangene ein,
Die vor Dem zittern, der sie
überwand.
Glücklich, ihr Zeilen, wenn
auf euch gewandt
Des schönen Aug’s glutvoller
Sonnenschein,
Und ihr die blutige,
thränenvolle Pein
Vor ihr enthüllt, die ich
durch sie empfand.
Glückliche Reime, die sich
baden dürfen
In ihren Reizen und
Begeistrung schlürfen
Aus ihren Augen – sucht ihr zu
gefallen,
Die meine Sehnsucht ist, mein
Glück vor Allen.
Blätter der Liebe, feiert nur
die Eine!
Erfreut ihr sie, so kümmert
sonst mich Keine.
Schuf so die Kunst sie oder
die Natur,
Daß Stolz und Anmuth ganz in
ihr vereint,
Und Beides doch getrennt zu
walten scheint,
In dieser ganz vollkommnen
Kreatur?
Durch ihre zaubervolle Anmuth
nur,
Die gänzlich frei von jedem
Stolz erscheint,
Reißt sie mich hin – dann naht
ihr Stolz als Feind,
Vernichtend aller sündigen
Triebe Spur.
Ihr Auge übt so wundersame
Kunst
Mit einem Blicke nimmt sie mir
das Leben,
Um’s mit dem andern mir
zurückzugeben.
Ein Blick verheißt – ein
andrer raubt die Gunst:
So lockt und stößt mich ab ihr
ganzes Wesen.
Die Kunst hab’ ich in Büchern
nie gelesen!
Wie herrlich ihr die stolze
Haltung steht!
Zum Himmel weist die
himmlische Geberde,
Doch senkt ihr sinnend Auge
sich zur Erde –
Demuth mischt sich in ihr mit
Majestät.
Denn wie sie blickt zur Erde,
drauf sie geht,
Bedenkt sie, daß der Tod auch
sie gefährde,
Und was vom Staube kam, zu
Staube werde,
Daß auch das Schönste auf der
Welt vergeht.
Doch scheint der Stolz die
demuth zu bezwingen;
Sie fühlt, zum Himmel kann ihr
Geiost sich schwingen,
Derweil ihr Fuß den Staub
tritt mit Verachtung,
Der sie verlockt zu irdischer
Betrachtung.
Doch neige Dich zu mir mit
Huldgeberden,
Laß Dich herab: - Du sollst
erhoben werden!